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Beziehungskisten

Es waren einmal zwei nicht mehr ganz junge Zeitgenossen, Jazz und Pop nannten sie sich. Die beiden waren Freigeister, kreative Köpfe, und sie mochten sich sehr. Nach einiger Zeit ungezwungenen Flirtens entschlossen sie sich, eine Beziehung einzugehen. Eine Beziehung zweier starker Charaktere, die sich vertrauten, zur persönlichen Entfaltung aber ihren Freiraum benötigten. Mancher nannte sie liebevoll Jazzpop, doch das mochten sie nicht. Die Koexistenz ihrer zwei kräftigen Individuen war ihnen das Wichtigste. “Joy visible” heißt das Kind, das aus dieser Beziehung hervorgegangen ist. Foyn Trio! ist die dänische Hebamme.

Es klingt beinahe, als wohnten zwei Seelen in “Joy visible”. Die eine wilde, impulsive liebt Spontanität, möchte am liebsten alles ausprobieren und hält nicht viel von Regeln und Vorschriften. Die andere ist bemüht, einen gepflegten Eindruck zu machen, zu zeigen, dass Schönes auch einfach gestrickt sein darf. Dieser innere Konflikt, der das Albumkind gleichzeitig am Leben erhält, spiegelt sich in jedem einzelnen Song wieder. “Sailing” beispielsweise lebt von einer einfachen, aber effektvollen Entwicklung, die ansatzweise auch in einigen anderen Stücken wiederzufinden ist: Improvisatorisch verspielte Strophen gehen unerwartet über in den sehr elegant fließenden Refrain, der sich nicht groß ankündigt, sondern plötzlich einfach hereingeschneit kommt und durch sehr eingängige Schönheit lange im Gedächtnis bleibt. Momente wie diese sind wohl das, was sich auf “Joy visible” wie Pop anfühlt.

Eine für Pop ungewöhnlich zentrale Rolle nimmt wiederum der Kontrabass ein, der nicht selten als einzige Konstante durch einen Song führt. Um ihn herum wechseln sich je nach Stimmung andere Instrumente ab, bauen gekonnt improvisierte Parts ein und lassen das Album bei aller wohldurchdachten Planung angenehm ungezwungen, prozesshaft, spontan klingen. Eine Eigenschaft, die darauf hindeutet, dass das Foyn Trio! mehr als nur eine flüchtige Liebe mit dem Jazz verbindet. Sängerin Live Foyn Friis (Live ist Teil des Namens, Konzerte geben die drei aber auch) hat sich in Norwegen, Schweden und Dänemark zur Musikerin ausbilden lassen. Ihre Mitstreiter an Bass und Gitarre hat Friis am Konservatorium im dänischen Aarhus kennengelernt.

Friis’ Stimme hat immer etwas Fröhliches. Ob ehrlich gut gelaunt in “Make me smile”, auf Beatbox-Ausflügen in “Bold old man” oder trügerisch lächelnd in “Short story”, einem Song, der mit fröhlich-poppiger Stimmung eine eigentlich ziemlich traurige Geschichte kontrapunktiert – und damit gegen Ende noch einen Höhepunkt setzt. Die Liebesgeschichte von “Joy visible” hätte ebenfalls ein trauriges Ende finden können, war sie zwischenzeitlich doch kurz davor, an einer Affäre des Jazz mit Folk zu zerbrechen. Die Besinnung kam glücklicherweise rechtzeitig und inzwischen verstehen sich die drei gar nicht schlecht. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann jammen sie noch heute.

(Konrad Spremberg)

 

http://www.plattentests.de/rezi.php?show=9946

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